BibimBlog

Hundo: Die Szene, wo die Bulldogge bellt, lässt mich ein wenig angstlich fühlen, aber ich kann nichts tun. Was ist dies Gefühl” [sic]

Ok, komischer Einstieg, aber irgendwo musste ich den Dogo-Pullover ja verwursten. Hat eigentlich nichts mit dem nun Folgenden zu tun, denn es ging raus in die Natur und zwar mit der Alishan Forest Railway. Der Nationalpark, zu dem diese alte, von den Japanern während der Besatzungszeit gebaute Eisenbahn führt, ist eh schon eine der Top-Touristen-Ziele Taiwans, leider aber noch mehr, wenn gerade Kirschblüte ist. Dann sind nämlich nicht nur sämtliche Rentner-Reisegruppen aus Taiwan, Japan, China und Korea am Start, sondern zusätzlich auch alle Insta-Mädels, die sich in der “Ich-habe-solche-Zahnschmerzen”-Pose vor diversen Bäumen fotografieren lassen. Glücklicherweise ist man die alle wie auch überall sonst auf der Welt relativ schnell wieder los, wenn man sich weiter als 200 Meter von Parkplatz und Visitor Center entfernt. Ursprünglich hatte ich bereits Ende letzten Jahres mit viel Mühe einen Permit zur Besteigung des Yu Shans, der mit 3,952 Metern der höchste Berg Taiwans ist organisiert, aber Kitschblüte und einige logistisch Probleme haben das leider unmöglich gemacht. Naja, es war auch so nett da oben!

In Chiayi steigt man in die Schmalspurbahn und fährt von dort bis nach Shitzulu. Dort muss man in den Bus bis Alishan umsteigen, da ein Taifun vor ein paar Jahren die Strecke ruiniert hat und die Sanierung noch nicht abgeschlossen ist.

Shitzulu Hauptbahnhof.

Da es nichts all zu viel Spannendes zu erzählen gibt, einfach nur ein paar Bilder von da oben, 100% Kirschblüten-frei.


Nach 2 Tagen in Alishan haben wir uns in den Bus gesetzt und sind weiter zum Sun-Moon-Lake. Der heißt so, weil er aussieht, wie 日und 月, was die Schriftzeichen für Sonne und Mond sind. Mit dieser Logik können wir den Chiemsee in Wurstsee umbenennen, weil er doch eigentlich auch genau wie 肉und 腸 aussieht, oder? Egal, die Geschichte ist ja nett.

Wie überall auf der Welt ist auch hier das Klima vom Menschen kaputt gemacht worden. Es hat den ganzen Winter nicht geregnet, was dazu führt, dass Taiwans größter See viel zu wenig Wasser hat, was man wiederum an den schicken Ufer-Streifen auf meinen Bildern sieht. Auch hier haben wir 2 Tage verbracht, Tag 1 haben wir uns Fahrräder geliehen, weil man das da so macht da und am 2. Tag sind wir auf den Great Mount Shuishe geklettert, was mit 8 Stunden und 1300 Höhenmeter eine ordentliche Tour war. Leider hat uns niemand vorher verraten, dass der Gipfel mitten im Wald liegt und so hatten wir zwar eine wunderschöne Wanderung durch Bambuswälder ohne viele Menschen (dafür aber mit Affen) aber leider keinen Ausblick am Gipfel.

Eigentlich keine Essens-Bilder! Aber wenn es Pommes zum Frühstück gibt, mache ich gerne eine Ausnahme. So stellt man sich in Taiwan übrigens “Western Breakfast” vor.

Unsere Eisenpferde, wie Google Translate sie liebevoll nannte.

Geht sowohl als Eingang für einen Golfplatz als auch für einen taoistischen Tempel in Ordnung.

Die haben einen blauen-LED-Buddha! Der leuchtet im Dunkeln!


Lyrics: Air – Cherry Blossom Girl

Nachdem wir in Kaoshiung ja bereits riesige Tiger, Drachen, Krieger und Fische bewundert hatten, haben wir unsere Begeisterung für Gigantismus im Fo-Guang-Shan-Buddha-Museum auf die Spitze getrieben: Dort steht ein übertrieben großer Goldbuddha.

Think big.

Der Erleuchtete.

Irgendwo hätte man wohl auch noch einen Original-Buddha-Zahn bewundern können (Vergleiche: Grabtuch von Turin), haben wir aber auf dem riesigen Gelände nicht gefunden. Allgemein hat sich Vieles nach Buddha-Disney-Land angefühlt, einen Dharma-Freefall-Tower oder einen Nirvana-Autoscooter gab es aber leider trotzdem nicht. Und statt den 4 Dharma Instrumenten haben sie hier nur noch 2. Lame! Denkt hier in Taiwan denn keiner an die Meeres- und Himmelsbewohner?

Aber war es nicht von Anfang an saudumm zu glauben, dass man so zur Erleuchtung findet?

Der ältere Teil des Tempels, weniger Theme-Park, mehr Buddha.

Die Haupthalle des Tempels, heimliches Foto, pssst!

Von der Idee her grundsätzlich mal wieder besser als “Tue Buße!”


Taxi vom Hotel zum Bahnhof. Links vom Fahrer waren weitere 2 Smartphones, auf denen der Stream der Schmuckverkäuferin zu sehen war. Ca. alle 30 Sekunden klickte er hektisch einen Link der eingeblendet wurde. Alles weitere entnehmen Sie bitte angehänger Fotografie, es erschließt sich dann sicher von alleine.

Von Kaoshiung ging’s weiter nach Tainan. Tainan ist die älteste Stadt Taiwans und hat nur knapp 1,2 Millionen Einwohner, wird also im Reiseführer als „gemütlich“ gelistet, dieser Beschreibung würde ich widersprechen. Da wir für diesen Taiwan-Trip genau gar nichts vorher geplant hatten, wurde die Suche nach einer Unterkunft anspruchsvoller als geplant. Am Wochenende sind außer uns und den 11 anderen westlichen Touristen zusätzlich die Einheimischen unterwegs und die scheinen besser organisiert zu sein. Also mussten wir mal mehr als 50€ für die Übernachtung bezahlen hatten dafür aber auch ein großes schicki-micki Zimmer auf der 9. Etage mit Blick über die Stadt.

Ich nenne es das Minsk Ostasiens.

In der ersten Nacht in Tainan zwang mich der übermässige Konsum von FIN (Fly in Nature, sowas ähnliches wie Gatorade bzw. Pocari Sweat) und Let’s Coffee (die lokale Kaffeemarke der 7-Eleven; ich muss mehr an meinem Korea-Americano-Withdrawl arbeiten) gegen 1 Uhr Nachts in Richtung Badezimmer.

Leider war da schon jemand. Also zumindes war die Türe verschlossen. Da ich noch schlaftrunken war, checkte ich erst mal, ob ich nicht vorm Schrank stand. Fehlanzeige und warum sollte der überhaupt abgeschlossen sein. Also Blick Richtung Bett. Christine rüsselt gemütlich vor sich hin, die ist also auch nicht im Bad, aber wer denn dann? Der Mulmangol, der heimlich im Koffer aus Korea mitgereist ist? Die Meeresgöttin Matsu? Von meinem Radau geweckt versicherte mir Christine, dass ich nicht durchgedreht bin und die Badtüre wirklich verschlossen war. Also erst mal das angewendet, was sonst ja in allen Lebenslagen hilft: Gewalt. Keine Chance. Dann das kleine Loch an der Klinke inspiziert, iPhone-SIM-Removal-Tool eingeführt, aber die Türe bewegt sich weiterhin keinen Millimeter. Ich muss echt immer noch aufs Klo! Da ich nicht sicher war, wie viel Englisch das Personal an der Rezeption mitten in der Nacht denn so spricht, haben wir ein Klotüren-Video mit 60 FPS in 4K aufgenommen und sind damit zur Rezeption. Zu meinem großen Erstaunen schien die Situation bekannt zu sein, denn mit einem großen Metallhaken bewaffnet folgte uns Herr Lee ins Zimmer und drückte den Stift, an dem ich auch schon herum-operiert hatte nach innen. Türe offen! Herr Lee belehrte mich jetzt nun noch, dass ich den Stift innen nicht hineindrücken dürfte, da sonst die Türe auch von außen verschlossen sei, sobald sie ins Schloss fällt. Der deutsche Ingenieur in mir dachte natürlich „Was für ein unausgechecktes scheiss-System“ war aber auch heilfroh, als Herr Lee endlich wieder weg war und ich aufs Klo durfte. Am nächsten Tag hatten wir das Problem erneut, konnten uns aber dank eines Kugelschreibers selbst weiterhelfen. Kluge Äffchen!

In Tainan gibt es an jeder Ecke einen Tempel, in dem der oben bereits erwähnten Meeresgöttin Matsu gehuldigt wird. Da stehen dann Figuren von ihr, aber auch von anderen Dudes rum, die alle verschiedene Super-Powers haben, die man ihnen gegen Bezahlung in Form von Räucherstäbchen, Papier, Reis, Bargeld oder auch Zigaretten abkaufen kann.

Meeresgöttin Matsu.

Freunde der Meeresgöttin.

General Tiger, mit Devotionalien.

WÜRFELN?Religion, die mit der Zeit geht, fügt auch Gamification Elemente ein. Hier kann man im Tempel Holzstücke gegen Geld werfen. Clever!

Weiter vom Matsu-Tempel zum Konfuzius-Tempel:

Tiger, aber als Musikinstrument. Tigerbeats!

Konfuzius sagt: Iss diese Snack Noodles!

Wer vor Christine und mir auch schon hier war: Die Holländer. Die haben hier im 17. Jahrhundert allerlei Forts und sonstige militärische und zivile Gebäude gebaut um die Einheimischen zu unterjochen, bevor die Japaner ein paar Jahre später auf die gleiche fantastische Idee gekommen sind. Untereinander hat man sich dann auch noch geknüppelt, das ist aber echt zu komplex für diesen Blog.

Auf jeden Fall kann man sich diese Gebäude anschauen und hat dabei Gedanken wie „Das gehört hier eigentlich nicht her!“ oder „Schick! Deutlich schöner, als das was die hier selbst so bauen!“ und „Dafür bin ich also 13 Stunden geflogen; das könnte ich zu Hause mit geringerem CO2-Footprint auch anschauen.” Ich stelle gerade fest, dass ich von dem Kram auch nicht wirklich Fotos gemacht habe bis auf diese hier:

Schlechtes Beispiel, hier ist nur das Fundament von den Holländern.

Der steht da auch drin und passt auf, dass die Holländer nicht zurück kommen.

“See the turtle of enormous girth! On his shell he holds the earth. His thought is slow but always kind; He holds us all within his mind. On his back all vows are made; He sees the truth but may not said. He loves the land and loves the sea, And even loves a child like me” ― Stephen King

Und zum Schluss noch ein paar Bilder von den Straßen Tainans.

Juchu, der Verhauladen hat wieder geöffnet.

Dieser kryptische Zettel verrät, wie es die nächsten Tage weiter geht.


Lyrics: The Doors – Break On Through (To the Other Side)

Seit 5 Tagen sind wir (ja, ich bin jetzt nicht mehr alleine) in Taiwan. Die Zeit habe ich auch gebraucht um ungefähr zu kapieren, wie der Hase hier so läuft. Denn natürlich ist alles anders, als man es erwartet hat. Ausgegangen bin ich von einer Mischung aus Japan/Korea/China, das habe ich auch bekommen, allerdings mit einer ordentlichen Prise Südostasien garniert.

Am Flughafen hatte ich innerhalb von 5 Minuten Bargeld, SIM-Karte und Metro Karte in Handy und Geldbeutel. Und die U-Bahn ist mindestens genauso sauber und effizient wie in Korea oder Japan. Die Fahrt in die Stadt dauert ca. 45 Minuten, da geht es vorbei an hässlichen Häusern, Dschungel, Taoistischen Tempeln und noch viel mehr hässlichen Häusern.

Hier mal ein paar Eindrücke aus Taipei, wir werden uns am Ende der Reise hier nochmal genauer umschauen.

Blick aus dem Hotelzimmer. Diese Gebäude machen depressiv.

So sehen die Straßen nur aus, wenn wegen eines Radrennens alles gesperrt ist.

Das ist eher der Normalzustand, sind aber noch relativ wenige Roller.

Ningxia Nachtmarkt .Hier gibt’s alles, was man essen möchte. Oder auch nicht.

Sonnenuntergang am Tamsui.

Die Chiang Kai-shek Memorial Hall. Wer das war, warum der hier so eine Pyramide errichtet bekommen hat und warum der auch nur so ein halbgeiler Typ war, kann man bei Interesse z.B. in der Wikipedia nachlesen, mein Blog lässt es mich aber nicht verlinken. Cooler als Mao war er schon, aber wer war das nicht.

Der gütige chinesische Opa, Serviervorschlag. Dass man so einen Satz schreiben darf, deutet aber schon mal darauf hin, dass man im entspannteren China unterwegs ist.

Weil wir erst mal raus in die Natur wollten, sind wir an Tag 3 vom Nordende der Süßkartoffel (nicht meine Idee, die nennen ihre Insel wegen der Form selbst so) ans Südende gefahren. Dazu haben wir uns erst mal bis Kaohsiung 1 ½ Stunden in den Highspeed Zug gesetzt und sind dann in den Bus nach Kenting umgestiegen.

Bahnhof Taipeh, auch hier sind wie überall die Gleise abgesichert, am Boden steht wo man einsteigen darf und eine umgekehrte Wagenreihung gibt es nicht. Bitte beachten: Die Frau mit den Kroko-Doc-Schuhen.

Nochmal 2 Stunden hier drin und schon ist man am anderen Ende der Insel.

Und schon sitzt man am Strand. Unsere nette Lady im Hotel war der Meinung, dass eigentlich gerade keine Badesaison ist, wir habens trotzdem gemacht. Es hat ja nur 26 Grad, bibber.

Hier wechseln frische Matcha-Puffles den Besitzer.

Man kann das Abendessen entweder auswürfeln oder Google Translate nutzen.

Wanddeko im Hotel. Ach, Asien!

Soweit hätte es eigentlich nie kommen dürfen: Ich wollte nie so ein “was-soll-schon-passieren-wir-sind-ja-im-Urlaub”-Rucksack-Tourist werden aber da es in unserem Kaff weder Bus noch Taxi gab, die uns zu unserer Wanderung bringen wollten, hat uns die nette Hotel Lady einfach den Schlüssel für ihren Roller in die Hand gedrückt. Wie sollte ich da nein sagen. “Versichert ist hier nix.” dachte der Deutsche in mir.

Dafür durften wir Makaken bewundern!

Hihi, reingeschaut!

Bäume erwürgen andere Bäume, um an ihre Nährstoffe zu kommen. Nett!

Plansch!

Nicht der Strand, an dem ich gerade planschen war aber nicht weit weg: Das südlichste von drei Atomkraftwerken in Taiwan, malerisch neben diesem Badestrand. Der Atommüll wird übrigens ganz praktisch auf einer kleinen Insel im Osten von Taiwan verklappt, da wohnen hauptsächlich indigene Taiwanesen, die sich nicht wirklich wehren können. Der Klassiker!

Und jetzt noch ein paar Bilder von heute aus Kaohsiung, der zweitgrößten Stadt Taiwans, wo wir die nächsten beiden Tage sind.

Eigentlich geht man beim Drachen rein und beim Tiger wieder raus, da der Drache aber leider Schuppen verloren hat, ist er gesperrt. Falls Google Translate recht hat.

Der grüne Baströckchen-Teufel jagt den 180-Grad-Kopf-Mann, eine alte buddhistische Geschichte, hab ich im Beomeosa Tempel schon gelernt.


Lyrics: Bilderbuch – Willkommen im Dschungel

Morgen früh setze ich mich ins Flugzeug um 2 Stunden später in Taipeh, Taiwan zu landen. Da war ich noch nie, mal sehen, ob da alles ähnlich funktioniert wie hier oder ob es doch ein Kulturschock wird.

Viele Geschichten über Korea habe ich noch nicht erzählt, insbesondere über das fantastische Essen, dass ich die letzten Wochen sehr genossen habe, aber ich habe es auf meiner Themenliste für die Zukunft stehen.

Im Radio hier im „Compose Coffee“ läuft heute am 9. März Mariah Careys „All I want for Christmas is you“ und schon habe die perfekte Überschrift für die verwirrten Fundstücke, die ich noch aus Korea loswerden möchte.

Beginnen wir mit etwas Einfachem. Wer hat sich denn diese wirre Anordnung von Knöpfen im Aufzug ausgedacht? Der Gleiche, der sich die UX von meinem Samsung Fernseher zuhause überlegt hat?

Ich weiß nicht, ob man nur in meiner Familie „So ein Verhau“ gesagt hat, wenn etwas sehr unordentlich oder chaotisch war. Hier denke ich mir im Vorbeigehen: „Oh, ich bin in einer Verhau-Straße gelandet“. Meistens ist das ein längerer Straßenzug, der nur aus solchen Geschäften besteht. Manchmal werden da auch nur einzelne Schrauben verkauft, oder 15 Läden nebeneinander haben jeweils ausschließlich Glühbirnen, Kettensägen oder Schuhlöffel. Die Eigentümer sieht man meist fast gar nicht zwischen ihrem ganzen Gerümpel. Wie das Businessmodell funktioniert, bleibt mir ein Rätsel. Verhau-Straßen können immer und überall auftreten, sie sind aber zum Glück harmlos.

Allgemein ist eh alles in Gruppen angeordnet. Korean BBQ? Nicht ein Restaurant, mindesten 10. Kaffee? Immer, überall, aber häufig auch als Schwarm. Hier ein paar Beispiele:

Gelogen.

Die Wahrheit.

Mein Lieblingsladen, da war ich oft und wurde nach ein paar Besuchen auch freudig begrüßt.

Und viel geschrieben hab ich hier auch.

Ich könnte ewig mit Cafés weitermachen. Koreaner sind auf jeden Fall die kaffeesüchtigsten Menschen, die ich bislang kennenlernen durfte und auch ich muss meinen Americano-Konsum jetzt auch erst mal wieder runter kriegen. PAAARIBAAAANG!

Weiter gehts mit Engrish. So wie sich Menschen in Europa die Wade mit chinesische Schriftzeichen verschönern, die wahrscheinlich meistens „Kugelkopfdichtung“ oder ähnliches bedeuten, muss hier immer und überall irgendwas auf Englisch stehen, ob es denn nun sinnvoll ist oder nicht.

Diesem Cafe-in-Story Becher bin ich oft begegnet. Das abschließende „I do not care“ ist so gut! Durch meine umfangreichen Recherchen (eine google Suche) fand ich heraus, dass es sich einfach um schlechtes copy&paste des Werkes „The Example” von William Henry Davies handelt. Trotzdem gut.

Denk DA mal drüber nach!

Zwar wäre er der beste Fahrer, leider darf er aber nur den Verkehr regeln.

OK, das Foto ist von unserem letzten Trip, aber wirklich gut: Das ganze Hotel war überall mit dem „Lorem Ipsum“ Blindtext beschriftet. Und ja, das ist ein Love Hotel und zwar eins mit gediegenerem Interior.

Why not eat what when you want what!

I break together.

Kommen wir nun zu Marken. Und die sind ultra wichtig. Nach meiner Wahrnehmung hier die Wichtigsten:

  • National Geographic (mit WEITEM Abstand vor den Anderen)
  • Jeep (hauptsächlich Sweater)
  • Discovery Channel (Wie National Geographic, nur seltener)
  • Kodak (alles)
  • Umbro (dicke Winterjacken, nur Männer)

Die Umbro-Bros.

Auch die Schuhe waren von National Geographic sieht man nur leider nicht auf dem Bild.

South Korea in a nutshell. Nebenbei: der rote Streifen am Boden ist auch die Fußgängerampel, so muss man gar nicht mehr von Instagram in die echte Welt hochschauen, praktisch.

Counterculture, Korea Edition.

Was macht eigentlich Kodak 2023? Koreanern Merch verkaufen.

Jetzt noch ein paar random-Straßenverkäufer, alle bei mir ums Eck aufgenommen:

So sieht es fast überall aus: Ältere Ladies verkaufen Gemüse auf der Straße. Süßkartoffeln sind gerade der Renner.

Oder halt wie sie ein zerlegtes Tier in einem praktischen Eimer. Auch hier wieder die unbeantwortete Frage nach dem Businessmodell.

Deutlich weniger eklig: Bungeoppang, Teigtaschen in Fischform mit süßer Bohnenpaste gefüllt, nommnommnomm!

Jetzt ist es schon ganz schön spät und ich hätte noch so viele Bilder, aber ich muss morgen früh raus und so beende ich diesen sehr verqueren Post an dieser Stelle. Stay tuned for News from Taiwan!

Der Soju Frosch und ich konnten zu guter Letzt auch noch Frieden miteinander schließen.


Lyrics: Mariah Carey – All I want for Christmas is you

Das verlinke ich nicht, ich will es einfach nicht nochmal hören müssen.

Letzten Sonntag habe ich einen langen Rant über ausufernden Konsum, die Verblödung der Gesellschaft im Allgemeinen und was mich in Korea und dem Rest der Welt so ankotzt geschrieben. Dabei habe ich sehr laut Radioheads “OK Computer” Album aus den 90ern gehört und mich so richtig schön anti gefühlt, in der Starbucks Filiale. Dann habe ich zum Glück gemerkt, dass ich wieder mal zu viel Zeit in der Stadt und im Internet verbringe. Also hab ich den ganzen grantligen Text wieder gelöscht und lieber einen Plan für das, was mir immer hilft geschmiedet: Ab auf den Berg!

Meine eigentlich exzessiven Wanderpläne wurden ja durch gesundheitliche Schwierigkeiten in den letzten beiden Wochen torpediert, aber so langsam wird’s besser. Also hatte ich mir das Geumjeong Fortress rausgesucht, das keine wirkliche Burg mehr ist, sondern eine lange Mauer mit ein paar Befestigungstürmen die entlang eines Bergrückens verläuft.

Genauso hatte ich mir meinen Ausflug in die Natur vorgestellt.

Kein Grund, extra nach Shibuya zu reisen, den 4-way Zebrastreifen gibt es auch hier.

Wohnsilos der Marke Samsung. Dagegen sind die Handys richtig hübsch, die sie bauen.

Ich hatte überlegt mit der Seilbahn abzukürzen, aber man war der Meinung, dass ich die 550 Höhenmeter auch zu Fuß gehen kann. Na gut.

Die Schilder geben leider immer nur die Distanz an, keine Zeiten oder Höhenmeter. Aber es gibt ja Apps, auch dieses mal war Kakao Maps unverzichtbar.

Zu Beginn noch relativ flach…

… gings schnell steil auf direkter Linie bergauf.

Mit Buddhas Hilfe läufts.

Hier wäre Ihre Seilbahn gefahren!

Dead shopping malls rise like mountains beyond mountains and there′s no end in sight.

Eigentlich mache ich keinen Cat-Content aber hier eine Ausnahme: Der Berg ist komplett mit Katzen bevölkert, warum, keine Ahnung.

Onigiri, die perfekte Brotzeit fürs Wandern in Korea oder Japan, gibts in jeder 7-11 mit allem möglichen gefüllt.

Das East Gate ist erreicht.

Eine Karte mit englischen Erklärungen, juchhu!

Je weiter ich von irgendwelchen Parkplätzen weggekommen bin, desto einsamer wanderte ich durch den Wald.

Der letzte von vielen Gipfeln, Geumjeongsan Mountain.

Obligatorisches Gipfelfoto. “Hana-dul-set” also 1,2,3 wird vorausgezählt, dann “Kimchi!”, dann Auslöser drücken.

Der Rückweg ging über den mir ja bereits durch meinen Templestay bestens bekannten Beomeosa Tempel.

Diese 4 Säulen sind der älteste Teil des Tempels, da sie weder durch Feuer noch die Japaner zerstört wurden.

Buddha-Beats auf FM 89,9 BBS.

Die 4 Jungs sind die Türsteher am 2. Tor. Vielleicht aber auch eine buddhistische Speed-Metal Band?

Am Ende warens dann doch fast 20km und 1300 Höhenmeter.


Nach so vielen Strapazen gibts nur eins: Wellness! Ich erinnerte mich, dass der Hynix-Paribang-Mann im Tempel was von einem Spa erzählt hatte, dass ich auf gar keinen Fall verpassen dürfe. Was dem Japaner sein Onsen ist dem Koreaner sein Jjimjilbang, also habe ich das Ding gegoogelt und herausgefunden, dass es sich um das „Shinsegae Centum City Spa Land“ handeln musste, welches sich neben Golfplatz und Schlittschuhbahn im größten Einkaufszentrum der Welt befindet. Genau mein Ding. Das Internet warnte, dass man Wochenende und Abende vermeiden sollte, also ging ich heute, an einem Dienstag Vormittag dorthin. Wie funktioniert das? Anders, als in der Therme Erding. Zuerst zahlt man seinen Eintritt von 20000 Won und bekommt einen Zettel mit der Nummer für seine Schränke (das hatte ich zum Glück im Internet gelesen, sonst hätte ich irgendeinen Schrank genommen, schwerer Fauxpas!). Dann Schuhe ausziehen, in Schrank 417 stellen, Schlüssel abziehen und zum nächsten Schalter. Dort wurde mir einer meiner Zettel abgenommen und die Spa Bekleidung gereicht. Weiter gehts zum eigentlichen Schrank 417 in der Männerumkleide.

Dort Spa Bekleidung (Schlafanzug ähnlich) anlegen und weiter zu den nur-für-Männer Pools. Und schon kam mir einer hinterher. Die Verständigung fiel uns nicht leicht aber wir konnten uns darauf einigen, dass ich meinen Schlafanzug wieder ausziehe und nackig rüber zu den Pools laufe. Den Schlafanzug braucht man nur im Gemeinschaftsbereich, logisch eigentlich. Eigene Handtücher braucht man auch nicht, die nimmt man sich von dort und zwar immer ein Neues, wenn man sich gerade abtrocknen möchte. So legte ich mich einige Minuten in die 42 Grad heiße Blubberbrühe und wurde von den wenigen anderen Anwesenden betont unauffällig beäugt. Dann weiter in die Sauna. Die einzige, die ansatzweise heiß war, ist die finnische mit 79,9 Grad. Ein Schild an der Tür weißt darauf hin, das Handtücher in der Sauna verboten sind und es echt krass heiß da drin ist, also extra-Obacht! Ok, von mir aus. Also wie bei uns reinsetzten, nur ohne Handtuch und mit… Fernseher? Ja, ohne Ablenkung funktioniert außer im Tempel halt nichts. Also plärrt das koreanische CNN die ganze Zeit irgendwas in die Sauna. Nach ein paar Minuten kamen 3 Koreaner rein, stellten fest, dass es hier echt viel zu heiß ist und verließen die Saune nach 1 ½ Minuten wieder. Die restliche Zeit war ich alleine mit dem Fernseher am Schwitzen.

Nach 2 Saunagängen und ordentlichem Geblubber bekam ich Hunger. Also raus, abtrocknen, Schlafanzug anziehen und den Gemeinschaftsbereich erkunden. Oben gibt es ein Restaurant, ohne Currywurst mit Pommes dafür mit verschiedenen Ramen Suppen. Das so auch gerne in Deutschland, danke!

Im Schwimmbad-Restaurant: Man sitzt im Pyjama am Boden und schaufelt Nudelsuppe in sich hinein. Korea ist anders.

Ansonsten gibt es im Gemeinschaftsbereich, das was man erwartet: Kaffeeladen, Dampfbad, Spielhalle und Massagesessel.

Dampfbad? Jo, da geht man offensichtlich mit den Spa-Klamotten gemeinsam rein. Versteh ich nicht, aber egal.

Außenbereich mit Fußbad. Es scheint eine Pflicht zu geben, dass Pärchen hier Hand-in-Hand durchgehen, mei wie liab!

Auch das habe ich nicht gemacht, aber es sähe sicher sehr gut aus.

Nach 3 Stunden hat es mit gelangt mit heißem Wasser und ich dachte mir: Wenigstens mal reinschauen könntest du, in die größte Mall der Welt. Bin dann aufgrund akuten Desinteresses nach 3 Minuten wieder raus. Ob das jetzt Oberpollinger oder Shinsegae heißt macht für mich wenig Unterschied, die Shoppingzombies sind weltweit die gleichen. Und manchmal bin ich selbst einer, god damn hypocrite.

Bitte nicht. Und daneben steht der der Trump World Tower. In echt jetzt!


Lyrics: Arcade Fire – Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)

Mit Religion, bzw. “Religoion”, wie es auf meinem Schulheft der 3. Klasse stand, habe ich ungefähr seit meinem 14. Lebensjahr nichts mehr am Hut. Im Konfirmationsunterricht damals musste ich soviel Bibelkram (auswendig) lernen, dass ich begann, das alles mal zu hinterfragen und zum Ergebnis kam: This does not compute for me. Die Geschenke, es gab von vielen aus dem Dorf einen Umschlag mit nem 10-Mark-Schein drin und von den Eltern eine Stereoanlage mit CD Player, Radio und Doppelkassettendeck, nahm ich natürlich trotzdem gerne an. Heuchler! Neidischer konnte man nur auf die katholischen Kinder blicken, da gabs das Spektakel gleich zweimal, zur Kommunion und zur Firmung, also doppelt abgreifen. Augen auf bei der Religionswahl!

Nach vielen Jahren, in denen ich gepredigt habe, wie dumm Religionen im allgemeinen sind, bin ich mittlerweile etwas altersmilde geworden. Ich bin weiterhin der Meinung, dass das meiste Leid auf dieser Welt direkt oder auch indirekt durch Religionen ausgelöst wird, kann aber mittlerweile nachvollziehen, dass es Menschen gibt, denen Spiritualität einen gewissen Halt gibt.

Warum man dann aber nicht hinterfragt, warum die ganzen Viecher denn jetzt gemeinsam in eine Arche reingequetscht werden mussten, weil irgendein beleidigter-Leberwurst Gott in seinem Anger-Management Seminar nicht aufgepasst hat und daher seine Macht zum Fluten des Planeten missbraucht hat, verstehe ich leider weiterhin nicht. Ich schweife ab und werde garstig; das wollte ich doch eigentlich gar nicht, man kriegt es aber einfach nicht aus mir heraus. Nochmal, wirklich ganz unironisch: Ich respektiere Deinen Glauben, nur verstehen kann ich ihn leider nicht.

Immerhin weiss man dank der weltweit gleichen Corporate Identity sofort, wer einem hier das ewige Leben verkauft. Hosianna!

Eine der wenigen Religionen, bei denen ich wenigstens ein paar Haken auf der “erschließt sich mir logisch” Seite machen kann (primär wegen der Meditation) ist der Buddhismus. Die anderen, die mir mal einen Nachmittag lang in Haifa einen ganz guten Sales Pitch ausgebreitet haben, waren die Bahai. Deren Story klang eigentlich ziemlich love-and-peace-and-harmony mäßig, aber ich glaube, da fehlen mir die Details.

Also Buddhismus und hier in Korea gibt es praktischerweise einige Tempel, die Templestays anbieten. Von “ich-will-mir-das-nur-mal-anschauen” zu “ich-spreche-3-Wochen-kein-Wort-und-bete-und-meditiere-nur” gibts ganz viele verschiedene Möglichkeiten, Buddhismus zu erleben. Ich hab mich für das 1-Tages-Relax-Programm angemeldet, um mal kurz die Comfort-Zone zu verlassen, aber mich auch nicht allzu weit davon zu entfernen. Der Tempel, für den ich mich entschieden habe, ist der Beomeosa Tempel (also der Tempel des Nirvana Fisches!) im Norden Busans.

Also bin ich gestern, nachdem ich mich mit einem Bulgogi-Käse-Bibimbap gestärkt hatte, zur letzten Haltestelle meiner U-Bahn Linie gefahren, dort in Bus Nummer 90 eingestiegen und an der Haltestelle Beomeosa Museum ausgestiegen.

Bus Nummer 90 und ich. Außer mir und 2 älteren Herrschaften mit Wanderausrüstung wollte keiner hoch in die Berge.

Hier oben am Berg hat mich der Bus ausgespuckt.

Gefunden! In diesem wunderschönen Gebäude habe ich dann auch die Nacht verbracht.

Hier nochmal die Idee hinter dem Templestay Programm.

Am Check-In habe ich meine 70000 Won (50€) für Übernachtung, Essen etc. bezahlt und mein Bettzeug in die Hand gedrückt bekommen. Ebenfalls habe ich mein Tempel-Outfit, also Hose und Weste erhalten und ein Meditationsbuch mit der Aufschrift “Must return!!!!!!!”.

Das Programm für die nächsten Stunden.

Zu meiner großen Freude hatte ich ein Zimmer für mich alleine. Wie ich später erfahren habe, nehmen im Sommer bis zu 40 Teilnehmer pro Tag/Nacht an dem Programm teil, dann schlafen 3-4 Leute, nach Geschlechtern getrennt, in einem Raum. Spoiler: Ich habe in der Nacht jede Bewegung aus dem Nachbarzimmer hören können. Ich glaube mit mehr Leuten im Zimmer hätte ich gar nicht geschlafen.

So spartanisch sieht das dann im Inneren aus. Zum Schlafen legt man sich ein Futon auf den beheizten Boden, das nennt sich Ondol. Wird auch manchmal in Hotels angeboten, da habe ich darauf aber bisher immer gerne verzichtet. Die Futons meiner nicht vorhandenen Mitbewohner habe ich aufeinander gestapelt und daraus mein Bett gebastelt. Das macht man sicher nicht, aber dafür konnte ich am Morgen ohne gebrochene Wirbelsäule wieder aufstehen.

Modisch mindestens fragwürdig aber auch nicht viel schlimmer als mein normales Outfit.

Also los gehts, zur mandatory orientation. Dort waren wir zu dritt, 2 Schwestern aus Los Angeles/Hong Kong und ich. Die koreanische Orientation hatte zuvor, ebenfalls mir 3 TeilnehmerInnen, stattgefunden. Gezeigt wurde auf dem vollkommen unscharf eingestellten Projektor (sowas macht mich immer kirre) ein Film über Tempeletikette; wie man sich verneigt, wie man betet, wie man einfach mal die Klappe hält und wie man ehrfurchtsvoll über das Gelände schreitet. Gerade beim Beten, also wie oft man sich vor wem, wann und wie verneigt um anschließend auf die Knie zu gehen und wieder aufzustehen konnte ich mir gar nicht merken. Der beste Tipp war: Mach einfach was die anderen machen. Ich beschloss, mich stets zu bemühen aber für nichts zu garantieren.

Eigentlich los ging’s mit der Walking Tour, da wurde mir direkt ein Problem an diesem Temple Stay klar: Der eigentliche Tempel war 20 Minuten Fußweg von unserer Unterkunft entfernt. Der Weg durch den Wald war zwar wunderschön, aber “mal schnell” auf das Gelände war nicht möglich. Ich vermute, dass das erst vor kurzem geändert wurde, da viele Berichte, die ich über diesen Tempel gefunden hatte davon erzählten, wie praktisch es ist, mittendrin zu sein. Aber alles kein Drama.

Am ersten von 3 Eingangstoren, die nette Dame ist war mein Tourguide. Sie hatte viel zu erzählen, leider war ihr Englisch nicht das Beste und so habe ich einige Dinge leider nicht verstehen können. Ich war so mit Zuhören beschäftigt, dass ich keine ordentlichen Photos gemacht habe. Aber Teil der Idee war ja, im hier-und-jetzt zu sein und eben nicht durchgehend aufs Handy oder durch die Kamera zu schauen.

Ende der Einführungstour. Verrückt, wie ich einfach nicht auffalle! Blend in!

Zurück zum Templestay Gebäude, wo wir unser Abendessen in einer wenig besinnlichen, bahnhofsähnlichen Halle gereicht bekamen. Spätestens hier wurde klar, dass die ganze Veranstaltung auf deutlich mehr Teilnehmer ausgelegt ist. Während des Essens sollte nicht gesprochen werden und es durfte nichts auf dem Teller übrig bleiben. Einer der Mitarbeiter, der auch hier aß, war weniger mindful mit seinem Handy beschäftigt und verschickte offensichtlich Sprachnachrichten. Unserer Teller mussten wir, trotz der großen Industriespülmaschine in der Küche, selbst abwaschen. Wenn das meiner Erleuchtung dienlich ist, sag ich aber natürlich nicht nein!

Wenig spektakulär, aber darum gehts ja! Einer der wenigen Orte in Korea wo eine vegetarische bzw. sogar vegane Ernährung möglich ist. Der Kimchi war der Beste, den ich bisher gegessen habe. Es gab von Allem natürlich noch mehr, aber dank meines opulenten Mittagessens war ich sowieso nicht besonders hungrig.

Nach dem Abendessen sind wir zurück zum Tempel gelaufen um der Zeremonie der 4 Dharma Instrumente beizuwohnen. Es geht, wenn ich das kapiert habe, darum, alle Kreaturen zu “befreien”. Die auf der Erde, die im Himmel und der Hölle (mit der Hölle ist wohl unser jetziges Dasein gemeint, herzlichen Glückwunsch dazu!) sowie die im Wasser und im Himmel. Dazu trommeln 2 Mönche abwechselnd auf die große Trommel, den Holzfisch (den würde ich mir sofort auch in die Wohnung hängen), den Wolkengong und eine große Glocke.

Die Ästhetik von der ganzen Zeremonie ist wunderschön. Als ich das Bild gerade exportiert habe, musste ich 2 Mal schauen, ob das nicht aus versehen ein Gemälde ist, dass ich fotografiert habe. Wobei, auf Gemälden haben Mönche selten FFP2 Masken auf.

Der Mönch rechts ist mit dem Klöppeln des Wolkengongs beschäftigt, der links ist gerade mit der Bearbeitung des Fisches über ihm fertig geworden.

Von dem, was als nächstes passiert ist habe ich keine Bilder, da es hier aus offensichtlichen Gründen fotografieren nicht gerne gesehen ist. Ich nenne es einfach mal “Abendandacht”. Schuhe ausziehen, Kissen schnappen und ab in die große Buddha Halle, wo uns ein Mönch sowie ein paar andere Gläubige begrüßten. Der goldene Buddha ganz rechts, vor dem ich mein Kissen auslegte, hatte einen süffisanten Gesichtsausdruck, der mich wissen ließ, dass ihm klar ist, dass ich keine Ahnung von dem habe, was jetzt passiert. „Klar Mann, der ist erleuchtet, der weiß alles, shit!“ dachte ich mir. Der Mönch sprach ein paar Worte der Begrüßung und teile… öhh… Gebetbücher? aus. Die waren in Hangul geschrieben, von oben nach unten sowie die Seiten von hinten nach vorne. Passt! Eine meiner koreanischen Mitstreiterinnen, die auch keine Ahnung hatte was abgeht, öffnete mir netterweise wenigstens die richtige Seite. Der Mönch begann, mit dem staccatoartig lesen der Silben im Buch, dabei schlug er 2 Hölzer gegeneinander. Alle lasen laut mit und waren ca. 3 Seiten weiter, als ich den ersten Block zu „HAN“ übersetzt hatte. Immer wieder verneigten wir uns in verschiedene Richtungen, beteten auf dem Boden, alles immer in verschiedene Richtungen. Meine Rettung dabei war meine Nachbarin. Wir haben uns immer wieder verschworen angegrinst und haben über alle Sprachbarrieren hinweg gemeinsam festgestellt, dass wir beide nur das nachmachen, was um uns herum passiert. Als ob ich nicht eh schon vollkommen mit der Situation überfordert gewesen wäre, rutschte mir auch bei jedem hinknien die schicke Tempel-Hose runter und riss dabei meine Wanderhose, die ich darunter trug (es war bitter kalt!) mit sich. Also musste ich auch noch irgendwie managen, dass die armen Gläubigen hinter mir nicht ständig Teile meines nacktes Hinterteils anschauen mussten.

Nach ca 1 Stunde war dann alles vorbei, am Ende gab es noch ein Q&A mit dem Mönch (natürlich koreanisch). Er sagt noch auf deutsch „Guten Tag“ zu mir gab mir einen Daumen hoch für den Versuch, ihm nachzutanzen.

Zurück zur Unterkunft durch den nächtlichen Bambuswald. Wir überlegen gemeinsam, ob man denn nun um 4 Uhr nachts aufstehen sollte um sich die Show nochmal anzuschauen.

Ich habe es, wie fast alle Anderen auch, nicht geschafft aufzustehen, ich lag aber auch noch bis 00:00 wach.

Frühstücke gibts bei mir eh äußerst selten (Intervallfasten und so), aber Kimchi um 7:00 Uhr früh ist mir eh in bisschen too much. So stand ich also mit meiner Wasserflasche in der Hand draußen und bewunderte den Sonnenaufgang, als der einzige männliche Teilnehmer außer mir, der bisher bei allen Aktivitäten mit Abwesenheit geglänzt hatte, auf mich zu kam: “Mister, Mister! Kopi? Kopi?? Kopi??? Kopi?????? Let’s go Kopi!!!” Kaffee! Der Mann hat recht! Die Sucht will befriedigt werden und Kimichi mit Reis und Wasser hat nunmal kein Koffein!

Direkt unten am Parkplatz hatte ich doch ein Kaffeeladen gesehen, also auf da hin und Kaffee holen! Ich sagte ihm, dass ich noch schnell meinen Geldbeutel holen würde und wir dann losgehen können. Als ich zurück kam, stand er neben seinem Auto und erklärte mir, dass hier oben noch kein Kaffeeladen offen hätte und wir runter in die Stadt fahren müssten. Eigentlich war mir das zu weit und ich wollte doch noch schicke Tempel-Fotos machen… andererseits war die Aussicht auf menschliche Interaktion und Kaffee zu verlockend. So stieg ich ein und wir versuchten uns irgendwie zu unterhalten. Ich verstand, dass er für SK-Hynix arbeitet (als IT-Onkel kennt man die, großer Hersteller von Speicherchips) und er verstand nicht, dass ich gerade einfach so in Korea bin, weil ich da Bock drauf habe. So fuhren wir 10-15 Minuten an geschlossenen Läden vorbei, bis er einen Geistesblitz hatte. “Paribang! Paribang!! Paribang!!! Paribang open, Mister!!!” Ich hatte keine Ahnung was er meinte, sein Navigationssystem aber durchaus, denn auf den Zuruf von “Paribang” startete es eine Routenführung. Als wir dann an einer Filiale von “Paris Baguette”, eine der größten Kaffeeläden-Ketten Südkoreas ankamen, brach ich innerlich vor Lachen fast zusammen . Meine nun folgende Erklärung entstanden durch gefährliches halbgoogeln: Die Kette hieß mal Paris Croissant. Daraus wurde auf koreanisch sowas ähnliches wie “Paribang”. Und so sagt man wohl immer noch dazu. Ich könnte damit aber auch vollkommen falsch liegen.

Mit dem Tesla vom Tempel zu Paribang. Meine Smalltalk-Versuche u.a. zum Thema “ich-hab-auch-ein-Model-3-aber-Elon-Musk-ist-ein-Riesenarschloch” schlugen fehl.

Aus Authentizitätsgründen schreibe ich diese Zeilen in einem Paribang. Einfach genau wie in Paris, Zwinkersmiley!

Also Americano, hot, für alle eingepackt und zurück zum Tempel. Ich konnte gerade noch meinen Kaffee leer trinken bis der letzte Programmpunkt, die Meditation, losging.

Links die Nonne, die die Meditation begleitete. In der Mitte der Projektor mit dem schrecklichen Bild. Rechts mein Übersetzer, ein sehr wichtiger Mann!

Meditiert habe ich in der Vergangenheit schon öfter, so war mir nicht ganz fremd, was jetzt gleich passieren würde. Nachdem mir mitgeteilt wurde, dass ich mich als westlicher Besucher gerne bequem hinsetzen durfte, weil ich das ja sicher nicht gewöhnt sei, auf dem Boden zu sitzen, wechselte ich entspannt in den Lotussitz, was mit großer Verwunderung quittiert wurde. Show-off! Also meditierten wir gemeinsam 30 Minuten, klassisches Ein-/Ausatmen mit Geplätscher aus der JBL-Box. Und es tat wirklich gut! Meditation ist eine Technik, deren Sinn sich mir voll erschließt und die ich in Zukunft wieder öfter anwenden möchte.

Das war der letzte Programmpunkt, Jetzt noch das Zimmer aufräumen und die Klamotten abgeben. Der Hynix-Tesla-Paribang-Mann, bei dem ich weiterhin keine Ahnung habe, was er da überhaupt gemacht hat, fuhr mich dann netterweise noch zur nächsten U-Bahn Haltestelle und plötzlich war ich wieder mitten in der aufgeregten Großstadt.

Was ist mein Fazit daraus? Das kann man gut mal machen! Die große Erleuchtung ist wie zu erwarten war nicht über mich gekommen und vielleicht hätte ich ein Programm mit mehr Action buchen sollen, so war das wirklich nur ein sehr oberflächlicher Einblick, der nichtsdestotrotz sehr spannend war. Zur Hochsaison mit 40 anderen Midlife-Crisis geplagten Christians, Sabines, Martins, Michaels und Katrins würde ich das nicht machen wollen. So aber gebe ich 3 ½ von 5 Dharma Instrumenten. „Aber es sind doch nur 4!“ Jaja, weiß ich doch.

Gooooooooooooooong!

Hier könnte ein schlauer Spruch mit dem Thema “lange Schatten im Tempel werfen” stehen.

Wenn ich doch nochmal ein Haus baue in diesem Leben, hätte ich gerne so ein Dach.


Lyrics: 5 Sterne Deluxe – Nirvana

Und da wären noch so viele andere Textstellen drin, die ich hätte verwursten können.

An diesem unerwartet regnerischen Mittwoch habe ich mich aufgemacht, Gamcheon, “Korea's Santorini”, wie es laut Wikipedia auch genannt wird, zu erforschen. Da ich ja noch nie in Santorini, geschweige denn in Griechenland war, freute ich mich auf das leckere Gyros.

Unterhalb des “Machu Picchu of Busan.” Ich bin gespannt, wann ich noch auf das “Venedig Busans” treffe, das gibt es doch eingetlich auch immer überall.

Dieses Bild wurde keine 5 Minuten vom ersten Bild entfernt aufgenommen. Dank meiner lokalen Kakao Maps App (Google/Apple Maps funktionieren in Korea nur sehr eingeschränkt) wurde ich einmal quer durch den Wald zu meinem Ziel gelotst. Immer wieder verrückt, wo plötzlich solche Orte aus dem Nichts auftauchen in dieser Riesenmetropole.

“Folge dem Pferdeoktopusdrachen!” sprach mein innerer Monolog.

Und auf einmal stand ich in Südamerika. Zumindest war das meine erste Assoziation, sowas hab ich doch schon mal in Rio gesehen!

Offensichtlich war ich an meinem Ziel.

Taegeukdo, basierend auf Jeungsanismus. Da muss ich leider zugeben, dass selbst wenn ich mir was dazu durchlesen würde, ich es beim Lesen schon wieder vergessen würde. Das ist nicht ignorant sondern leider nur ehrlich.

Über Allem sitzt der kleine Prinz und blickt in die ehemalige Favela. Viele stehen an, um ein Photo mit ihm zu machen. Merch kann man auch kaufen.

Heute war überall in Busan die Hölle los und meine Kaffeeverkäuferin war am Morgen irgendwie auch nicht da. Dann habe ich herausgefunden, dass heute der Feiertag der Bewegung des ersten März ist. Schon wieder der japanische Kolonialismus, er tauch gerade immer und überall wieder auf.

Gyros gabs dann doch keines, aber ein anderes sehr leckers Gericht, und der Blogpost übers Essen kommt sicher noch.


Lyrics: Sepultura – Ratamahatta

Die letzen Tage war ich entweder in Cafés rumgesessen und habe auf meine Tastatur eingeprügel (Leute, die mal Zeit mit mir in einem Büro verbringen mussten werden bestätigen, dass ich ein Tastatur-Anschlagsverhalten habe, also würde ich eine mechanischen Schreibmaschine des späten 19ten Jahrhunderts bearbeiten) oder ich war an Stränden unterwegs.

Erst mal die Photos vom Freitag, da habe ich den Haedong Yonggung Temple besucht, oder wie man selbst von sich behauptet,

Das würde ich anzweifeln, die Lage ist einzigartig und der Tempel ist auch echt malerisch, aber eigentlich brauchts bei einem buddhistischem Tempel keinen Schwanzvergleich, oder?

Und wo wir schon beim Thema sind: Dem Buddha hier soll man den Bauch pinseln, dann wird das nächste Kind sicher ein Bub. Weil, wer will schon ein Mädchen, oder? Mann, Mann, Mann, immer der selbe Rotz, überall, religionsübergreifend.

Sehr, sehr schönes Ding, da haben sie schon recht! Aber, um meine Lieblings-google-Rezension des Mont Blancs zu zitieren: “Hatte ich mir größer vorgestellt.” Die Skwastikas auf den Gebäuden erschrecken mich immernoch jedes Mal, obwohl ich ja genau weiss, was der Hintergrund davon ist.

“Es macht einfach einen Unterschied, ob man 2000 Jahre auf einen Gekreuzigten oder einen lachenden Dicken schaut.” Zitat aus der Serie Braunschlag, dieser Einschätzung schließe ich mich an.

Erwischt!

Ich verstehs doch auch nicht.

So, auf zu einem anderem Strand, nämlich dem, an dem ich heute war, dem Igidae Coastal Walk. Nachdem ich keinen Bock auf Busfahren hatte, dachte ich, ich laufe einfach die paar Meter von der U-Bahn zum Trailhead. Dann bin ich 45 Minuten an einer 12-spurigen Straße entlang gelaufen, aber auch das ist eine Erfahrung die man halt mal machen muss. Auf dem Rückweg habe ich mich dann einfach in irgendeinen Bus gesetzt, der hat mich glücklicherweise direkt an der Station ausgespuckt, an der ich auch losgelaufen war. Der Bus wird natürlich mit Wasserstoff betrieben und benutzt das gleiche System zum ein- und auschecken wie die Metro, wie überall sonst im Land auch.

Mit dieser praktischen Übersichtskarte auf dem Handy kann nichts schiefgehen.

Blick rüber nach Haeundae Beach, da wo ich letzte Woche meinen Nachmittag in dem Riesenturm ganz rechts verbracht habe.

Schnell lässt man aber die laute Stadt hinter sich und spaziert einen herrlichen Weg die Küste entlang.

Abgesehen von der lustigen Übersetzung (für das Thema hab ich auch schon einen Post geplant) leider kein schönes Thema. Die Japaner haben während ihrer Besatzung Koreas natürlich auch hier die Einheimischen und die Bodenschätze ausgebeutet.

Apropos Japan: Wenn man vom Flughafen Incheon nach Seoul fährt, lernt man, ob man will oder nicht, Dokdo (2 Felsbrocken im Meer) kennen. Es läuft ein Film im Zug der erklärt, warum Dokdo koreanisches Territorium ist und illegal von Japan beansprucht wurde. Arirang, der internationale Fernsehsender Südkoreas hat auch gefühlt täglich eine Sendung zu diesem Thema. Auch gibt es gibt Autoaufkleber “Dokdo is Korean!” Dokdo befindet sich im japanischen Meer. Das erkennt Korea nicht an und fordert die Umbenennung in Ostmeer. Es ist kompliziert.

Happy lonesome hiker.

Nach erfolgreicher Wanderung spüht man sich noch mit Druckluft ab, damit man diese ganze Natur nicht auch noch in die Wohnung trägt. Diese Stationen gibt es an vielen Endpunkten von Wanderungen, wir haben am Anfang überhaupt nicht gecheckt, wofür das gut sein soll.


Lyrics: Crystal Fighters – Plage

Wie in meinem ersten Post bereits erklärt, soll es hier um alles Mögliche gehen. Gerade bietet sich das Thema Korea natürlich an, aber eigentlich ist das BibimBlog kein reines Reiseblog. Und so erzähle ich jetzt mal über mehrere Posts hinweg meine persönliche Online-Geschichte, um zu klären, wo meine Begeisterung für die vernetzte Welt mal herkam und warum ich mittlerweile mit vielen Teilbereichen so am Hadern bin. Es wird nerdig/technisch/detailverliebt, you have been warned.

Mama, der alte Mann erzählt wieder vom Cyberspace!

Teil 1 – ATTENTION, DIAL PULSE!

Mein Vater war in den frühen 70ern maßgeblich daran beteiligt, dass mein Heimatkaff eines der ersten in Bayern mit einem Computer wurde. Da wurden fleissig Lochkarten gestanzt und alle KollegInnen waren megaskeptisch, wofür man diesen neumodischen Kram überhaupt brauchen würde. Also ziemlich genau der Stand, auf dem wir bis heute in der Verwaltung im öffentlichen Dienst stehen geblieben sind.

Zeitungsartikel, Schweinfurter Tagblatt, 1971. Mein Vater, der Oberinspektor, steht hinten. Wen außer mir interessiert, zu welchen Rechenleistungen der P352 in der Lage war, hier das Philips Produktverzeichnis von 1971. Ich scan den Artikel dann in Deutschland nochmal ordentlich, versprochen.

Zeitsprung in die 80er. In Papas Arbeitszimmer steht ein Computer. 8086er, 286er, 386er… es wird immer auf den neuesten Stand der Technik upgegraded.

Manchmal durften mein Bruder und ich mal an seinem Rechner spielen, dabei sammelte ich meine ersten Erfahrungen mit MS-DOS:

CD SPIELE
CD CAT
CAT.EXE

Die ersten Spiele, die mein Vater auf labberigen 5 ¼ Zoll Disketten aus dem Büro mitbrachte waren Alley Cat, 3-Demon, Sokoban, Leisure Suite Larry in the Land of the Lounge Lizards (gar nichts für Kinder, hat damals aber halt einfach keiner gecheckt) und etwas später dann noch mein erstes Jump and Run, Captain Comic. Ein Zeichenprogramm namens Deluxe Paint, verwende ich, um Inseln mit Pixel-Eisenbahn-Strecken drauf zu malen. Also eigentlich Minecraft in der 1987 Edition.

Hier wird Summer Games 2 gezockt, das einzige Spiel, das wir als Original hatten. Prepare to fence!

Der Schneider Computer ist schon ein neueres Modell mir 3 ½ Zoll Disketten und vermutlich EGA Grafik.

„Online“ ist zu diesem Zeitpunkt übrigens gar nichts. Wenn, dann hieße es auch nicht online, sondern, dass der Computer über DFÜ verfügt, also mit einem Modem oder Akkustikkoppler eine Verbindung herstellen kann. DatenFernÜbertragung ein Wort, ähnlich cool wie die ElektronischeDatenVerarbeitung. Bei Genitalien und Computerkram hat die deutsche Sprache wenig zu bieten.

Irgendwann hatte mein Bruder dann seinen eigenen Schneider Euro PC mit externer-rappel-rappel-Tausendmark-20MB-Festplatte , monochromer Hercules Grafikkarte und bernsteinfarbenen Monitor. Wer braucht schon Farben. Diesen PC konnte ich deutlich einfacher heimlich benutzen, als den von meinem Vater wenn mein Bruder noch in der Schule war. Sorry, Matthias!

Anfang der 90er war es dann endlich soweit und ich übernahm einen alten 286er von meinem Papa, 2 Diskettenlaufwerke, crazy riesiger 20MB Festplatte und VGA Grafikkarte. Dazu kaufte ich mir eine Soundblaster-kompatible Soundkarte. Mein erster eigener Rechner!

So 1993-1994 wurde mein Rechner dann DFÜ fähig. Mein Vater hatte sich damals vermutlich von seinem Bankfuzzi einen Bildschirmtext-Zugang aufschwatzen lassen. BTX war sowas wie ein interaktiver Videotext. So richtig funktioniert hat das damals aber leider nie für ihn. Da Papa nie der geduldigste war, landete das BTX-Modem irgendwann in seiner Kiste von gekaufter-aber-nie-so-richtig-benutzter Technik. Ich war immer ein großer Freund dieser Kiste, da ich mich da bedienen konnte.

Ich fand heraus, dass die Probleme, mit denen er zu kämpfen hatte an unserer damaligen Haus-Telefonanlage lagen. Da musste man einen 0 vorwählen um ein Amt (Fräulein vom Amt, hihihi) zu kriegen, ausserdem unterstützte das Ding nur Impulswahl und keine Tonwahl, also so, wie auch meine Oma schon mit ihrem Wähscheibentelefon einen Arzttermin ausgemacht hat.

Modems steuerte man über AT Kommandos (ATtention) in einem Terminal Programm. OK, streng genommen wird auch der Mobilfunkteil jedes aktuellen iPhones über AT Kommandos gesteuert, da sind aber mittlerweile zum Glück 150 Abstraktionsschichten drüber und man hat damit nichts mehr zu tun.

AT&S0
ATDP 0,

Dank Modemanleitung und Computerzeitschriften fand ich heraus, dass ich diese beiden Befehle brauchte, um dem Modem zu sagen, dass es nicht auf ein Freizeichen warten sollte, um aus der Haustelefonanlage rauszukommen und der Telefonleitung eine kurze Pause zu geben, bis die eigentliche Nummer mit Impulswahl gewählt wird.

Also: Was heute zum Glück jeder Hans und Franz kann, indem er sein Handy aus der Hosentasche zieht war zu Übergangszeiten von New Kids on the Block zu Take That eher den technikaffinen Leuten vorbehalten.

Online gehen war 1993 nicht mit ins-Internet-gehen gleichzusetzen. Also, was mache ich denn jetzt mit meinem Modem? Das eben erwähne BTX der Bundespost (laaaaaaangweilig!) oder aber: Mailboxen, auch BBS (Bueltin-Board-System) genannt. Das waren lokale Systeme bei denen man sich, bestenfalls zum Ortstarif, einwählen konnte. Praktischerweise befand sich eine der größten bayerischen Mailboxen in meinem Nachbarkaff. Yeah!

ATDP 0,0972irgendwas

Modem macht ca. 30 Sekunden lang aufgeregte Roboter-Paarungsgeräusche. Naughty!

CARRIER DETECTED

Yeah verbunden! 9600 BAUD pure Highspeed-Freude. Mit der Geschwindigkeit könnte man die Buchstaben auch einzeln durch die Leitung brüllen, wäre auch nicht viel langsamer.

Dann fragt der freundliche Amiga auf der anderen Seite der Verbindung nach einem Usernamen und Passwort oder ob man ein neues Handle anlegen möchte. Handle kommt ursprünglich aus dem CB Funk und bei vielen Begrifflichkeiten der frühen Online-Welt hat man der Terminologie der Funker bedient.

Also registrieren. Wie heiße ich denn? Kurze Zeit zuvor hatte ich die beiden VHS Kassetten „Malcolm X“ und „Hellraiser“ irgendwo nebeneinander im Regal stehen stehen. Also Malcolm Raiser. Ich habe beide Filme bis heute nie gesehen. Alles weitere brav ausgefüllt. Mailbox sagt danke und auf wiedersehen.

NO CARRIER   

2 hässliche Wörter, die Gegenseite hat entweder aufgelegt oder die Verbindung ist anderweitig unterbrochen wurde.

Einige Zeit später klingelte das Telefon und ich hatte den Sysop der Mailbox am Ohr, der mir erklärte, dass er mein Handle nun freigeschaltet hat und ich bitte als erstes mal die Netiquette durchlesen sollte, dazu schickt er mir eine Mail. Juuhuu, wieder einwählen!

Login: Raiser
Passwort: 

Jedes Mailbox System bediente man anders. Und so gab es erst mal eine Übersicht, wie man hier zurechtkommen sollte. Mit dabei unter anderen /L um eine Liste der User anzuzeigen, die außer mir auch gerade angemeldet sind.

/L

Eine Liste mit 8 Handles erscheint, die meisten mit irgendwelchen Star Trek Namen. An diesen Augenblick kann ich mich sehr genau erinnern. Und an den prägenden Gedanken „Da sind andere Menschen in meinem Computer!

Ein weiterer Befehl, den ich gerade gelernt hatte war /OLM – OnLine Message um anderen eine Nachricht zu senden.

/OLM Dax Hallo!

Und ich bekam eine Antwort! Die weiß ich nicht mehr und der Inhalt ist auch egal – aber das Gefühl, dass ich über meine Tastatur plötzlich nicht nur mit dem Computer sondern mit anderen Menschen kommunizieren konnte war ziemlich verrückt.

Mit meiner Anmeldung wurde ich Besitzer einer E-Mail Adresse. Was das bedeutet, wurde mir erst später klar. Ich hatte keine Verwendung für E-Mail, ich kannte niemanden, der auch eine Adresse hatte außer den Leuten in der Mailbox und mit denen konnte man ja olmen. Aber ich hatte – ohne es zu wissen – meinen ersten Internet-Dienst angemeldet.

Mailboxen waren untereinander vernetzt und glichen Daten ab, meistens nachts, da es da billiger war. Das passierte im MausNet, FidoNet, Internet und sicher noch ein paar anderen. Also war das Internet für mich ein Netz von vielen und interessierte mich erst mal nicht weiter.

Was konnte man sonst noch so in einer Mailbox machen? Sachen downloaden z.B. Musik in Form von MOD-Files (der perfekte Soundtrack für diesen Post), Bilder, Texte, Software – alles was es heute halt auch im Internet gibt. Nur halt seeeeeehr langsam. Während des Downloads konnte man auch nichts anderes machen – nicht mal olmen! Und dann gab es natürlich Foren. Dort wurde über alles mögliche diskutiert und wenn es zu wild wurde, war der Sysop der jeweiligen Mailbox dafür verantwortlich, den/die entsprechende UserIn zu ermahnen oder im Wiederholungsfall den Account zu sperren.

Der Spaß hat mich schlußendlich große Teile meines Taschengeldes gekostet, da der Gebührenzähler alle 6 Minuten, abends alle 12 Minuten (jaja, der Mondscheintarif!) 23 Pfennige weiter gesprungen ist. Der Gebührenimpuls wurde durch einen hochfrequenten Ton in der Leitung realisiert, der mein Modem manchmal derartig verwirrte, dass es sich mit einem lauten Klacken und NO CARRIER aus der Leitung verabscheidet hat. Nerv!

Unpraktisch für meine Eltern war, dass sie nach 18:00 Uhr oft stundenlang nicht mehr telefonisch erreichbar waren. Die eine Telefonleitung, die wir uns teilten, wurde von nun an exklusiv von mir blockiert.

Mein Papa hatte dann übrigens auch wieder ein Modem, natürlich ein schnelleres und dank meiner Mithilfe klappte es dann auch mit dem BTX-Online-Banking. Halleluja.

Auf einem Usertreffen 1-2 Jahre später fühlte ich mich ziemlich deplatziert. Ich war mit der Jüngste, die Gesprächsthemen waren nicht meine Welt und ich verschwand relativ schnell wieder von dort. Hinter den vielen Vulkaniern, Cardassianern und Klingonen versteckten sich im echten Leben auch nur die Leute aus der Nachbarschaft. I was lost standing in the wilderness downtown.

Also, auf zu Größerem! Auf ins World Wide Web! Irgendwann in Teil 2.


Lyrics: Arcade Fire – We used to wait

Außerdem, wie im Text erwähnt: Space Debris von Markus Kaarlonen. Nostalgia kicks hard for me on that one. Ich hatte selbst nie einen Amiga, aber war fasziniert von den musikalischen Fähigkeiten der Kiste; da konnten die ganzen DOS Computer so gar nicht mithalten.

Naja, so ca. 0,001% von dem, was um mich herum abgeht, verstehe ich. Zu verdanken habe ich das unter anderem König Sejong, der sich Mitte des 15. Jahrunderts überlegt hat, dass das sich niemand diese vielen Schriftzeichen aus dem chinesischen merken kann, die bis dahin auch in Korea verwendet wurden. Also erfand er mal schnell einen Satz neuer Schriftzeichen: Hangul.

Ich zitiere mal direkt aus der Wikipedia:

„Das moderne koreanische Alphabet besteht aus 19 Konsonantenbuchstaben und 21 Vokalbuchstaben, die sich auf 14 Zeichen für Konsonanten und 10 Zeichen für Vokale zurückführen lassen.“

Und die kann man auf einem Flug von Frankfurt noch Seoul, ungefähr bis man über Baku ist, auswendig lernen. Man liest zwar dann erst mal wie ein Grundschüler, aber das Erfolgserlebnis, wenn man ein Wort erkennt ist ähnlich wie damals in der 1. Klasse.

Nochmal ein Wikipedia-Erklärbär, dann haben wir es aber auch schon:

„Die einzelnen Buchstaben werden jeweils silbenweise zusammengefasst, so dass jede Silbe in ein imaginäres Quadrat passt.“

Nommnommnomm, hier gibts Ban-chan. Also Beilagen. Wir sehen: Beide Blöcke sehen fast gleich aus, weil beide mit -an enden. Easy oder?

Also Blöcke, aber gerade wenn englische Wörter auf Hangul verwendet werden, stehen die Buchstaben auch einzeln, da sie sich nicht mehr zu Silben zusammenfassen lassen – und da hört mein Wissen auch schon auf.

Hier steht fast alles einzeln, bis auf die Endsilbe -no.

Das ist dann schon next-level-shit. Ich sollte eigentlich mal einen bestellen und das deutsch aussprechen. Mal sehen, was mir serviert wird.

Und was ist jetzt der Nutzwert davon? Wenn ich durch die Straßen laufe bin ich unterbewusst die ganze Zeit mit Lesen beschäftigt. 99,9% ist das Ergebnis, das mein Hirn auswirft “Santschimangulsanketongtschang” oder ähnlicher Wortbrei, aber ab und zu kommt halt ein „Joe-u-Payden“ „Ko-zi Ho-tel“ raus und das freut mich jedes mal diebisch. Nebenbei kann man Speisekarten relativ schnell darauf überprüfen ob es irgendein einem bekanntes Gericht gibt. Außerdem ist es fantastischer Partytrick. Ähm, nein.

Noch 2 Anmerkungen: R und L sind der selbe Buchstabe auf Hangul, nämlich ㄹ. Ich weiss nicht, ob da auch das alte „Chinesen-nachmache-Stereotyp“ herkommt, wo immer R und L verwechselt wird, aber ich fände es nicht so weit hergeholt.

Außerdem gibt es kein V/F auf Hangul, es wird durch ㅂ also P/B (das ist wie in meiner fränkischen Muttersprache EIN Buchstabe) ersetzt. So wird aus Coffee eben Kopi. Als wir zum ersten Mal in Korea an der Tankstelle versucht haben das Auto auftanken zu lassen sagte ich natürlich in feinstem englisch „full“ zum Tankwart. Auch nach mehrfachem wiederholen blickte er mich fragend an. Dann erinnerte ich mich an die P/B – F Problematik und sagte „Pull! Pull!“ Wenig später sind wir mit bollem Tank weitergepahren.

Hausaufgabe: Was hat Christian hier getrunken? Die Lösung kannst Du einfach mit dem Wikipedia Artikel Hangul ermitteln. Oder halt einfach Google Translate nutzen.


Lyrics: Bilderbuch – Bungalow

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