Letzten Sonntag habe ich einen langen Rant über ausufernden Konsum, die Verblödung der Gesellschaft im Allgemeinen und was mich in Korea und dem Rest der Welt so ankotzt geschrieben. Dabei habe ich sehr laut Radioheads “OK Computer” Album aus den 90ern gehört und mich so richtig schön anti gefühlt, in der Starbucks Filiale. Dann habe ich zum Glück gemerkt, dass ich wieder mal zu viel Zeit in der Stadt und im Internet verbringe. Also hab ich den ganzen grantligen Text wieder gelöscht und lieber einen Plan für das, was mir immer hilft geschmiedet: Ab auf den Berg!
Mit Religion, bzw. “Religoion”, wie es auf meinem Schulheft der 3. Klasse stand, habe ich ungefähr seit meinem 14. Lebensjahr nichts mehr am Hut. Im Konfirmationsunterricht damals musste ich soviel Bibelkram (auswendig) lernen, dass ich begann, das alles mal zu hinterfragen und zum Ergebnis kam: This does not compute for me. Die Geschenke, es gab von vielen aus dem Dorf einen Umschlag mit nem 10-Mark-Schein drin und von den Eltern eine Stereoanlage mit CD Player, Radio und Doppelkassettendeck, nahm ich natürlich trotzdem gerne an. Heuchler! Neidischer konnte man nur auf die katholischen Kinder blicken, da gabs das Spektakel gleich zweimal, zur Kommunion und zur Firmung, also doppelt abgreifen. Augen auf bei der Religionswahl!
An diesem unerwartet regnerischen Mittwoch habe ich mich aufgemacht, Gamcheon, “Korea's Santorini”, wie es laut Wikipedia auch genannt wird, zu erforschen. Da ich ja noch nie in Santorini, geschweige denn in Griechenland war, freute ich mich auf das leckere Gyros.
Unterhalb des “Machu Picchu of Busan.” Ich bin gespannt, wann ich noch auf das “Venedig Busans” treffe, das gibt es doch eingetlich auch immer überall.
Die letzen Tage war ich entweder in Cafés rumgesessen und habe auf meine Tastatur eingeprügel (Leute, die mal Zeit mit mir in einem Büro verbringen mussten werden bestätigen, dass ich ein Tastatur-Anschlagsverhalten habe, also würde ich eine mechanischen Schreibmaschine des späten 19ten Jahrhunderts bearbeiten) oder ich war an Stränden unterwegs.
Erst mal die Photos vom Freitag, da habe ich den Haedong Yonggung Temple besucht, oder wie man selbst von sich behauptet,
Das würde ich anzweifeln, die Lage ist einzigartig und der Tempel ist auch echt malerisch, aber eigentlich brauchts bei einem buddhistischem Tempel keinen Schwanzvergleich, oder?
Naja, so ca. 0,001% von dem, was um mich herum abgeht, verstehe ich. Zu verdanken habe ich das unter anderem König Sejong, der sich Mitte des 15. Jahrunderts überlegt hat, dass das sich niemand diese vielen Schriftzeichen aus dem chinesischen merken kann, die bis dahin auch in Korea verwendet wurden. Also erfand er mal schnell einen Satz neuer Schriftzeichen: Hangul.
So, jetzt mal ein paar Eindrücke aus der Nachbarschaft. Ein fieser Husten, den ich mir schon aus Deutschland mitgebracht habe, bringt mich neben meinem Psycho-Jetlag leider weiter um meinen Schönheitsschlaf und lässt mich weniger aktiv sein als ich das gerne wäre. Irgendwann komm ich sicher auch noch körperlich hier an.
Meine Straße. Tagsüber schauts ein bisschen trostlos aus, aber des Nachts gibts eine ordentlich Lightshow.
Bei unserem letzten Roadtrip durch Südkorea haben habe ich einen fatalen Planungsfehler gemacht: Ich hatte den Frosch vergessen. Und das auch noch am Wochenende. Dabei ist der Frosch ja eigentlich omnipräsent. Er lacht einen von Plakaten an. Man setzt sich ins Restaurant und er glotzt harmlos aus dem Kühlschrank. Es gibt ihn für Mädchen und für Jungs, in rosa und in hellblau, so wie man das früher eben gemacht hat.