Es tut mir leid, wenn ich das alles nicht versteh'
Naja, so ca. 0,001% von dem, was um mich herum abgeht, verstehe ich. Zu verdanken habe ich das unter anderem König Sejong, der sich Mitte des 15. Jahrunderts überlegt hat, dass das sich niemand diese vielen Schriftzeichen aus dem chinesischen merken kann, die bis dahin auch in Korea verwendet wurden. Also erfand er mal schnell einen Satz neuer Schriftzeichen: Hangul.
Ich zitiere mal direkt aus der Wikipedia:
„Das moderne koreanische Alphabet besteht aus 19 Konsonantenbuchstaben und 21 Vokalbuchstaben, die sich auf 14 Zeichen für Konsonanten und 10 Zeichen für Vokale zurückführen lassen.“
Und die kann man auf einem Flug von Frankfurt noch Seoul, ungefähr bis man über Baku ist, auswendig lernen. Man liest zwar dann erst mal wie ein Grundschüler, aber das Erfolgserlebnis, wenn man ein Wort erkennt ist ähnlich wie damals in der 1. Klasse.
Nochmal ein Wikipedia-Erklärbär, dann haben wir es aber auch schon:
„Die einzelnen Buchstaben werden jeweils silbenweise zusammengefasst, so dass jede Silbe in ein imaginäres Quadrat passt.“
Nommnommnomm, hier gibts Ban-chan. Also Beilagen. Wir sehen: Beide Blöcke sehen fast gleich aus, weil beide mit -an enden. Easy oder?
Also Blöcke, aber gerade wenn englische Wörter auf Hangul verwendet werden, stehen die Buchstaben auch einzeln, da sie sich nicht mehr zu Silben zusammenfassen lassen – und da hört mein Wissen auch schon auf.
Hier steht fast alles einzeln, bis auf die Endsilbe -no.
Das ist dann schon next-level-shit. Ich sollte eigentlich mal einen bestellen und das deutsch aussprechen. Mal sehen, was mir serviert wird.
Und was ist jetzt der Nutzwert davon? Wenn ich durch die Straßen laufe bin ich unterbewusst die ganze Zeit mit Lesen beschäftigt. 99,9% ist das Ergebnis, das mein Hirn auswirft “Santschimangulsanketongtschang” oder ähnlicher Wortbrei, aber ab und zu kommt halt ein „Joe-u-Payden“ „Ko-zi Ho-tel“ raus und das freut mich jedes mal diebisch. Nebenbei kann man Speisekarten relativ schnell darauf überprüfen ob es irgendein einem bekanntes Gericht gibt. Außerdem ist es fantastischer Partytrick. Ähm, nein.
Noch 2 Anmerkungen: R und L sind der selbe Buchstabe auf Hangul, nämlich ㄹ. Ich weiss nicht, ob da auch das alte „Chinesen-nachmache-Stereotyp“ herkommt, wo immer R und L verwechselt wird, aber ich fände es nicht so weit hergeholt.
Außerdem gibt es kein V/F auf Hangul, es wird durch ㅂ also P/B (das ist wie in meiner fränkischen Muttersprache EIN Buchstabe) ersetzt. So wird aus Coffee eben Kopi. Als wir zum ersten Mal in Korea an der Tankstelle versucht haben das Auto auftanken zu lassen sagte ich natürlich in feinstem englisch „full“ zum Tankwart. Auch nach mehrfachem wiederholen blickte er mich fragend an. Dann erinnerte ich mich an die P/B – F Problematik und sagte „Pull! Pull!“ Wenig später sind wir mit bollem Tank weitergepahren.
Hausaufgabe: Was hat Christian hier getrunken? Die Lösung kannst Du einfach mit dem Wikipedia Artikel Hangul ermitteln. Oder halt einfach Google Translate nutzen.