Break On Through (To the Other Side)

Nachdem wir in Kaoshiung ja bereits riesige Tiger, Drachen, Krieger und Fische bewundert hatten, haben wir unsere Begeisterung für Gigantismus im Fo-Guang-Shan-Buddha-Museum auf die Spitze getrieben: Dort steht ein übertrieben großer Goldbuddha.

Think big.

Der Erleuchtete.

Irgendwo hätte man wohl auch noch einen Original-Buddha-Zahn bewundern können (Vergleiche: Grabtuch von Turin), haben wir aber auf dem riesigen Gelände nicht gefunden. Allgemein hat sich Vieles nach Buddha-Disney-Land angefühlt, einen Dharma-Freefall-Tower oder einen Nirvana-Autoscooter gab es aber leider trotzdem nicht. Und statt den 4 Dharma Instrumenten haben sie hier nur noch 2. Lame! Denkt hier in Taiwan denn keiner an die Meeres- und Himmelsbewohner?

Aber war es nicht von Anfang an saudumm zu glauben, dass man so zur Erleuchtung findet?

Der ältere Teil des Tempels, weniger Theme-Park, mehr Buddha.

Die Haupthalle des Tempels, heimliches Foto, pssst!

Von der Idee her grundsätzlich mal wieder besser als “Tue Buße!”


Taxi vom Hotel zum Bahnhof. Links vom Fahrer waren weitere 2 Smartphones, auf denen der Stream der Schmuckverkäuferin zu sehen war. Ca. alle 30 Sekunden klickte er hektisch einen Link der eingeblendet wurde. Alles weitere entnehmen Sie bitte angehänger Fotografie, es erschließt sich dann sicher von alleine.

Von Kaoshiung ging’s weiter nach Tainan. Tainan ist die älteste Stadt Taiwans und hat nur knapp 1,2 Millionen Einwohner, wird also im Reiseführer als „gemütlich“ gelistet, dieser Beschreibung würde ich widersprechen. Da wir für diesen Taiwan-Trip genau gar nichts vorher geplant hatten, wurde die Suche nach einer Unterkunft anspruchsvoller als geplant. Am Wochenende sind außer uns und den 11 anderen westlichen Touristen zusätzlich die Einheimischen unterwegs und die scheinen besser organisiert zu sein. Also mussten wir mal mehr als 50€ für die Übernachtung bezahlen hatten dafür aber auch ein großes schicki-micki Zimmer auf der 9. Etage mit Blick über die Stadt.

Ich nenne es das Minsk Ostasiens.

In der ersten Nacht in Tainan zwang mich der übermässige Konsum von FIN (Fly in Nature, sowas ähnliches wie Gatorade bzw. Pocari Sweat) und Let’s Coffee (die lokale Kaffeemarke der 7-Eleven; ich muss mehr an meinem Korea-Americano-Withdrawl arbeiten) gegen 1 Uhr Nachts in Richtung Badezimmer.

Leider war da schon jemand. Also zumindes war die Türe verschlossen. Da ich noch schlaftrunken war, checkte ich erst mal, ob ich nicht vorm Schrank stand. Fehlanzeige und warum sollte der überhaupt abgeschlossen sein. Also Blick Richtung Bett. Christine rüsselt gemütlich vor sich hin, die ist also auch nicht im Bad, aber wer denn dann? Der Mulmangol, der heimlich im Koffer aus Korea mitgereist ist? Die Meeresgöttin Matsu? Von meinem Radau geweckt versicherte mir Christine, dass ich nicht durchgedreht bin und die Badtüre wirklich verschlossen war. Also erst mal das angewendet, was sonst ja in allen Lebenslagen hilft: Gewalt. Keine Chance. Dann das kleine Loch an der Klinke inspiziert, iPhone-SIM-Removal-Tool eingeführt, aber die Türe bewegt sich weiterhin keinen Millimeter. Ich muss echt immer noch aufs Klo! Da ich nicht sicher war, wie viel Englisch das Personal an der Rezeption mitten in der Nacht denn so spricht, haben wir ein Klotüren-Video mit 60 FPS in 4K aufgenommen und sind damit zur Rezeption. Zu meinem großen Erstaunen schien die Situation bekannt zu sein, denn mit einem großen Metallhaken bewaffnet folgte uns Herr Lee ins Zimmer und drückte den Stift, an dem ich auch schon herum-operiert hatte nach innen. Türe offen! Herr Lee belehrte mich jetzt nun noch, dass ich den Stift innen nicht hineindrücken dürfte, da sonst die Türe auch von außen verschlossen sei, sobald sie ins Schloss fällt. Der deutsche Ingenieur in mir dachte natürlich „Was für ein unausgechecktes scheiss-System“ war aber auch heilfroh, als Herr Lee endlich wieder weg war und ich aufs Klo durfte. Am nächsten Tag hatten wir das Problem erneut, konnten uns aber dank eines Kugelschreibers selbst weiterhelfen. Kluge Äffchen!

In Tainan gibt es an jeder Ecke einen Tempel, in dem der oben bereits erwähnten Meeresgöttin Matsu gehuldigt wird. Da stehen dann Figuren von ihr, aber auch von anderen Dudes rum, die alle verschiedene Super-Powers haben, die man ihnen gegen Bezahlung in Form von Räucherstäbchen, Papier, Reis, Bargeld oder auch Zigaretten abkaufen kann.

Meeresgöttin Matsu.

Freunde der Meeresgöttin.

General Tiger, mit Devotionalien.

WÜRFELN?Religion, die mit der Zeit geht, fügt auch Gamification Elemente ein. Hier kann man im Tempel Holzstücke gegen Geld werfen. Clever!

Weiter vom Matsu-Tempel zum Konfuzius-Tempel:

Tiger, aber als Musikinstrument. Tigerbeats!

Konfuzius sagt: Iss diese Snack Noodles!

Wer vor Christine und mir auch schon hier war: Die Holländer. Die haben hier im 17. Jahrhundert allerlei Forts und sonstige militärische und zivile Gebäude gebaut um die Einheimischen zu unterjochen, bevor die Japaner ein paar Jahre später auf die gleiche fantastische Idee gekommen sind. Untereinander hat man sich dann auch noch geknüppelt, das ist aber echt zu komplex für diesen Blog.

Auf jeden Fall kann man sich diese Gebäude anschauen und hat dabei Gedanken wie „Das gehört hier eigentlich nicht her!“ oder „Schick! Deutlich schöner, als das was die hier selbst so bauen!“ und „Dafür bin ich also 13 Stunden geflogen; das könnte ich zu Hause mit geringerem CO2-Footprint auch anschauen.” Ich stelle gerade fest, dass ich von dem Kram auch nicht wirklich Fotos gemacht habe bis auf diese hier:

Schlechtes Beispiel, hier ist nur das Fundament von den Holländern.

Der steht da auch drin und passt auf, dass die Holländer nicht zurück kommen.

“See the turtle of enormous girth! On his shell he holds the earth. His thought is slow but always kind; He holds us all within his mind. On his back all vows are made; He sees the truth but may not said. He loves the land and loves the sea, And even loves a child like me” ― Stephen King

Und zum Schluss noch ein paar Bilder von den Straßen Tainans.

Juchu, der Verhauladen hat wieder geöffnet.

Dieser kryptische Zettel verrät, wie es die nächsten Tage weiter geht.


Lyrics: The Doors – Break On Through (To the Other Side)

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