Wir haben uns reingesasst und fahrten nach Lanzarote

Zur Landung auf Lanzarote hat uns der Condor-Pilot „einen schönen Urlaub“ gewünscht. Das habe ich so noch nie erlebt. Auch die in Camp-David-Uniform gekleideten mitreisenden Passagiere waren ein eindeutiges Zeichen dafür, dass man nicht nach Lanzarote fliegt, um BUISNESS zu machen. Die Wette, dass bei der Landung geklatscht werden würde, verlor ich trotzdem wider Erwarten. Das haben dann – ebenso wider Erwarten – die einheimischen Passagiere bei der Landung in Teneriffa Süd gemacht. Verkehrte Welt, aber zurück nach Lanzarote:

Unerwartet war die Hitze und die eingeschränkte Sicht, nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten. Wie wir schnell lernen durften, war Calima: Während im Normalfall der Wind auf den Kanarischen Inseln fast immer aus dem Nordosten kommt (Passat – der Wind, nicht das Auto) und somit kühle Atlantikluft auf die Inseln schaufelt, kommt während der Calima die Luft vom afrikanischen Festland, also aus der Sahara. Das sorgt für Hitze und beschissene Luftqualität. Akklimatisieren war also schwerer als gedacht.

Oder wie die deutsche Automobil-Lobby es nennen würde: Luftkurort.

Übernachtet haben wir hier, im Inselinneren. Da gibt es einen verrückten Pool in einer Lava-Höhle und komplette Stille in der Nacht.

Lanzarote ist sehr klein und etwas speziell; an einem Namen kommt man nicht vorbei: César Manrique. Der Einfachheit halber und weil ich mir keine Namen merken kann, nannte ich ihn die ganze Zeit einfach Enrique Iglesias. Mega-ignorant, ich weiß. César war Künstler, Bildhauer, Naturschützer, Kreisverkehrdesigner und hat zudem dafür gesorgt, dass die Insel vom Massentourismus zumindest ein bisschen besser geschützt ist als der Rest der Kanaren. Im Gegenzug trägt wirklich alles seine Handschrift, die Wohnhäuser sind alle weiß gestrichen und die Architektur in großen Bereichen einheitlich. Was sicher in seinem Sinn gewesen wäre: Die BMW-César-Manrique-Special-Edition, die man sich bei CiCar leihen kann. Der gute alte Kapitalismus.

Was macht man denn nun auf Lanzarote?

Timanfaya Nationalpark

The main attraction. Direkt im Park kann man leider recht wenig machen, weil zu Recht vieles für die sich-eh-wieder-nur-saublöd-verhaltenden-Touristen gesperrt ist. Viele von eben diesen trifft man an den Montañas del Fuego. Am Eingang streckt einem ein unfreundlicher Mann die Hand entgegen und brüllt: „20€ per person!!!!“. Das wirkt erst mal dubios, ist aber legit.

Laut den Google Reviews (und die lügen bekanntlich nie) kommt es an der Einfahrt regelmäßig zu chaotischen Zuständen, stundenlangen Staus und Wartezeiten, da die Organisation eher suboptimal läuft. Da wir früh da waren, war das kein Problem für uns, und so konnten wir am Parkplatz direkt in einen bereitgestellten Bus umsteigen, der leider eine der wenigen Möglichkeiten ist, den Nationalpark genauer erkunden zu können.

Alles beeindruckend, aber ich hatte die ganze Zeit im Kopf, dass ich viel lieber rumlaufen würde, als im Bus eingesperrt zu sein. Aussteigen ist nicht.

Nach der Busfahrt kann man sich dann noch zwei Löcher im Boden anschauen, in die Parkmitarbeiter Stroh werfen, welches sofort Feuer fängt. Hexerei, Magie, burn the witch! Den Prozess filmen viele Anwesenden brav mit ihren Endgeräten, um es nie wieder anzuschauen.

Wer den Feuertempel oder den brennenden Berg Yanar Dag in Aserbaidschan gesehen hat (und wer hat das nicht!), ist von dieser Show wenig beeindruckt.

Ein Restaurant hat der Feuerberg natürlich auch, da werden Hühner und anderes Getier über Vulkanhitze zubereitet. Sicher auch super, um CONTENT zu generieren. Ich habe verzichtet, da ich schon mal ein ähnlich-im-Vulkan-zubereitetes-hartgekochtes-Ei auf dem Mount Batur essen durfte und die Experience vermutlich ähnlich ist.

Die Geschichte vom Batur, BANANAPANCAKES!!11!!!11!!! um 4:30a.m. und der nicht beglichenen Gasrechnung im Feuertempel von Aserbaidschan erzähle ich ein anderes Mal. Ganz sicher.

Zahlreiche Wochen im Voraus hatten wir uns einen Permit für die „Tremesana Route from Yaiza“ reserviert, eine der wenigen Möglichkeiten, eine (wenn auch geführte) Wanderung direkt im Nationalpark zu machen. So machten wir uns am frühen Morgen zum Treffpunkt auf, der in der Bestätigung angegeben war. Die dort wartende Nationalpark-Rangerin hakte uns sogleich auf ihrer Teilnehmerliste ab, um uns anschließend an den Strand zu schicken. Ja, es ist ja schließlich Calima, da ist es zu heiß zum Wandern und die Touristen sollten alle lieber planschen gehen. Ich habe vor laaaanger Zeit gelernt, in solchen Situationen nicht zu diskutieren, sondern geschehen zu lassen. Eine Mail/Anruf/von-mir-aus-sogar-WhatsApp hätte uns (und allen anderen Teilnehmern) allerdings die Anreise und Enttäuschung erspart – zumal es um 8:00 Uhr früh auch bei Calima kühl genug wäre um 2 Kilometer durch die Wüste zu stapfen – was soll's.

Pico de la Caldera Blanca

They call it Malpaís for a reason.

Außerhalb des Nationalparks und ohne Permit oder sonstige Vorkehrungen ist diese Wanderung spontan machbar. Man sollte nur recht früh aufbrechen, wenn man ein ähnliches Hitzeempfinden hat wie ich und nicht beim Aufstieg auf einen Vulkankrater in der prallen Sonne gegrillt werden möchte. Unterwegs hasten diverse französische Familien mit Kindern an einem vorbei. Wandern scheint in Frankreich passé zu sein, Rennen dafür très chic. Pourquoi pas?

Calima am Horizont und der Boden ist Lava! Also Malpaís eigentlich.

Jardín de Cactus und Mirador del Río

Wer Kakteen und die Architektur von César Manrique hasst, sollte einen weiten Bogen um beides machen. Für alle anderen sind dies nette Orte, um während einer Calima so wenige Schritte wie möglich zu machen. Vom Mirador (Das Wort klingt nach Abenteuer!) aus kann man nach La Graciosa rüberspucken und hässliche Magnete kaufen.

La Graciosa

Beide Locations haben einen Camp-David-Uniform-Anteil von über 70%, you have been warned.

Den ersten zarten Kontakt mit Massentourismus hatten wir auf Lanzarote an zwei Locations: Puerto del Carmen, hierbei handelt es sich um eine nicht offiziell von den Vereinten Nationen anerkannte britische Kolonie, mit allem (also vor allem Pubs), was dazu gehört. Gelandet sind wir da, weil ich mega-Bock auf Dal Makhani hatte und es dort ein indisches Restaurant gab. Depp, selber schuld. Und Dal gab's auch nicht, nur Chicken.

Am „Mirador del Charco de los Clicos“ erbrachen sich unerwartet einige TUI-Busse mit Kreuzfahrt-Häftlingen quer über den Parkplatz. Igittigitt! Die hatten sich Landgang erkauft, um ein paar Bilder für Insta und den WhatsApp-Status zu machen. Also eigentlich das, was ich auch mache, aber halt nicht so geil individuell und cool und ohne WhatsApp-Status.

Sieht aus als wäre es von DALL-E2 ausgedacht.

Weiter geht’s mit der Fähre vom Olsen's Fred. Nach Fuerteventura.

Eine unerzählte Geschichte gibt es über dieser Kekse. Aber ich habe einfach zuviel über Drogen geschrieben in den letzten Posts.


Lyrics: Fettes Brot – Das Präteritum schlägt zurück

Sicher kein guter, wichtiger oder sonst wie relevanter Track im Jahr 2024. Aber es kommt halt Lanzarote in den Lyrics vor. Und ich habe mich auch noch daran erinnert ich glaube es war die B-Seite der Jein-Maxi. Hirn voll 90er Schrott.