El mariachi me acompaña

Fuerteventura…

… oder Fuerte, wie wir Locals sagen, hatten wir zur „Arbeitsinsel“ auserkoren, da man sich im allwissenden Internet und im Freundeskreis einig war, dass dies die langweiligste Insel sei. Also habe ich hier auch weniger zu berichten. Gewohnt haben wir in einem Airbnb im Inselinneren (again) mit großem Pool (again), nettem Gastgeber (again), aber leider vielen Mosquitos. Motzen und Maulen auf hohem Niveau (again).

Die freie Zeit, die wir zur Verfügung hatten, haben wir für eine echte Wanderung und eine Autowanderung genutzt. Bei letzterer kamen wir unter anderem in Costa Calma im Süden der Insel vorbei. Hierbei handelt es sich um eine nicht offiziell von den Vereinten Nationen anerkannte deutsche Kolonie. Im Superdino unterhielt man sich zwischen deutschen Klatsch- und Fernsehzeitschriften auf Schwäbisch und Schweizerdeutsch.

Aussicht vom Mirador Astronómico de Sicasumbre. In der Ferne zu erkennen ist der Jandia Isthmus. Geil, endlich ein Grund, das schöne Wort Isthmus nutzen.

Gibt aber auch noch die Avenida Happag Lloyd. Man spricht deutsh.

Direkt vor dem Schild wurden eine Horde eingeschleppter Atlashörnchen von englischen Touristen fröhlich gefüttert. Woher hätten sie wissen können, dass das eine Scheißidee ist? [Buchtipp: When the killing is done.](https://en.wikipedia.org/wiki/WhentheKilling%27sDone)_

Auf ein wirklich empfehlenswertes Restaurant, wenn man mal keine Lust auf Fisch, Fleisch oder frittiertes Allerlei hat, bin ich dank Google Maps gestoßen: El Invernadero Restaurante bietet ausschließlich vegane Küche, die mit vielen Erzeugnissen aus dem eigenen Garten zubereitet wird. Man merkt sowohl dem Koch als auch seiner Tochter an, dass sie wirklich Bock darauf haben, ihre Gäste für fleischfreie Gerichte zu begeistern. Bei nur ca. 1,5 % Vegetarieranteil in der spanischen Bevölkerung sicher nicht das Einfachste.

Im Garten des Restaurants wächst viel von dem, was man anschließend auf seinem Teller findet…

…z.B. diese Boller…

…oder das, wobei da der Trick war, das alles anders schmeckte als es aussah.

Ist 'n bisschen ab vom Schuss aber lohnt sich. Richtig gutes Zeug.

Nach ein paar Tagen hatte der Leih-Corsa keine Lust mehr. Die Wartungsleuchte war offensichtlich schon seit vielen tausend Kilometern ignoriert worden und er fuhr sich ein bisschen wie unser Prius auf seinen letzten Kilometern – also wie ein Schwamm, in den man irgendwie einen Verbrennungsmotor und ein paar Sitze verpflanzt hatte.

Mit den typischen Vorurteilen eines deutschen Touristen rief ich die Service-Hotline an, überzeugt davon, dass alles nun ewig dauern würde und wir die Nacht auf dem Parkplatz verbringen würden.

Jedoch: Mein garantiert perfekt ausgesprochenes „¿Habla inglés?“ wurde mit einem akzentfreien „Of course“ beantwortet. 20 Minuten, nachdem ich mein Problem an der Hotline geschildert hatte, traf ein gut gelaunter CiCar-Mitarbeiter ein, der meine Einschätzung teilte, dass die Karre heute nirgendwo mehr hinfährt. Im Gegenzug fuhr er uns zur Autovermietung, wo man sich zwar nicht „für die Unannehmlichkeiten entschuldigte“, wie man bei der DB sagen würde, uns aber stattdessen direkt die Schlüssel für einen neuen-alten-kaputten Corsa in die Hand drückte. Vom Zeitpunkt des „Fallo del motor“ zu „wir-sind-wieder-mobil“ war gerade mal eine Stunde vergangen. Spanish efficiency in the house!

Klären wir nun noch die Überschrift. Auf der Überfahrt von Playa Blanca nach Corralejo sieht man die vorgelagerte Insel „Isla de Lobos“. Im Index meines der spanischen Sprache nicht mächtigen Hirns hat „Lobos“ zwar einen Eintrag gefunden, aber erst am Abreisetag, eine Woche später, als wir am fast menschenleeren „Grandes Playas“ saßen (man muss 8 Minuten laufen und es gibt kein Bier, das schreckt praktischerweise ca. 99 % der anderen Touris ab) und ich auf die kleine Insel gegenüber blickte, begann Antonio Banderas den „Cancion del Mariachi“ in meinem Kopf zu schmettern und das Intro des 1995er Films Desperado lief im Kopfkino.

„Los Lobos, Mann! Die, die dich in den 80ern schon mit La Bamba gequält haben!“ sprach meine innere Stimme zu mir. „Lobo! Le Pacte des loups! Lupo, der Wolf aus den Fix und Foxi Heften! Wie viele Hints brauchst du noch, was das auf Deutsch heißt, alter Mann?“ Ach, halt doch dein Maul, innere Siri.

Weiter ging’s – mit dem Flugzeug und der lokalen Fluggesellschaft und fast nur Einheimischen nach TFN – Teneriffa Nord. Nicht Teneriffa Süd aka TFS. Dieser Unterschied wird noch wichtig.

Aufgrund der starken Winde (Fuerteventura!) sind Start- und Landebahn abschüssig, damit die Flugzeuge schneller beschleunigen und abbremsen können.

Ach Mann, glaub doch nicht jeden Dreck, der im Internet steht!


Lyrics: Antonio Banderas & Los Lobos – Canción Del Mariachi